Infos für Eltern rund um das Thema Prävention
Weil wir gemeinsam Kinder stark machen
Das Thema Prävention kann manchmal Fragen aufwerfen oder verunsichern. Das ist völlig normal.
Wir vom Verband Christlicher Pfadfinder*innen (VCP) möchten Ihnen auf dieser Seite zeigen, wie wir mit diesem wichtigen Thema umgehen.
Uns ist besonders wichtig: Wir verstehen uns als Partner*innen von Eltern. Gemeinsam wollen wir Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, selbstbewusste, starke und unabhängige Persönlichkeiten zu werden. Hier findet Sie Infos zu unseren Konzepten, Ansprechpersonen im VCP und zu externen Beratungsstellen.
Schutzkonzept und Prävention auf Bundesebene
Interne Ansprechpartner*innen des VCP Bayern
FAQs für Eltern
Antworten auf häufige Fragen an den AK Resi
Nein, es gibt keinen aktuellen Grund zur Sorge. Dass wir uns aktuell intensiv mit dem Thema beschäftigen hat nichts mit einer konkreten Gefahrenlage oder einer Häufung von Vorfällen zu tun. Unser Ziel ist es, durch einen entspannten, positiven und unverkrampften Umgang sowie durch starke Präventionsstrukturen dafür zu sorgen, dass es im VCP Bayern noch sicherer wird, potenzielle Täter*innen abgeschreckt werden.
Es wäre unehrlich zu sagen, dass es bei uns keinerlei Vorfälle gab. Leider machen sehr viel mehr Kinder und Jugendliche, als wir denken, schlimme Erfahrungen. Laut Schätzungen der WHO gibt es durchschnittlich in jeder Schulklasse 1 – 2 Schüler*innen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderung sind die Zahlen bis zu dreimal so hoch. Es ist also nur logisch, dass es auch im VCP Menschen gibt, die sexualisierte Gewalt (innerhalb oder außerhalb des Verbandes) erlebt haben oder erleben.
Schon seit 2005 entwickelt der VCP kontinuierlich Materialien, Konzepte und Hilfestellungen rund um das Thema Prävention sexualisierter Gewalt. Unser Schutzkonzept „achtsam & aktiv im VCP“ setzt weit vor dem schlimmsten denkbaren Fall eines massiven Missbrauchs an.
Es sensibilisiert Kinder und Jugendliche dafür Grenzen zu erkennen und respektieren, und achtsam mit sich selbst und anderen umzugehen. Gruppenleiter*innen im VCP beschäftigen sich auch im Rahmen ihrer Ausbildung intensiv mit dem Thema Prävention. Sie lernen Situationen einzuschätzen, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein und bauen Handlungskompetenz für den Krisenfall auf. Ein Netzwerk von zusätzlich geschulten Vertrauenspersonen ist auf allen Ebenen des VCP aktiv. So haben Pfadfinder*innen bei Fragen oder Problemen immer mindestens eine Anlaufstelle in ihrem Umfeld.
Jede Gruppenleitung bzw. jede Person, die im Rahmen des VCP Bayern pädagogisch mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, muss ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
Für Lager und Aktionen soll es künftig immer mehr eigene Schutzkonzepte geben, die auf die Situation vor Ort, die Zielgruppe und die Art der Aktion zugeschnitten sind. Auch bauen wir unser Vertrauenspersonen-Netzwerk weiter aus, machen diese vor Ort sichtbarer und schaffen eine offene und kommunikationsfreudige Atmosphäre.
Nein. Denn unser Ansatz ist grundsätzlich positiv. Uns geht es darum, das Thema aus der Tabu-Ecke herauszuholen, Hemmungen und Verkrampfungen abzubauen und zu zeigen, dass ein gutes und offenes Miteinander schon sehr viel Positives bewirken kann. Dabei unterscheiden wir natürlich zwischen verschiedenen Altersgruppen.
Unsere jüngeren Mitglieder werden darin gestärkt, sich selbst, die eigenen Grenzen und Gefühle ernst zu nehmen und dafür einzustehen. Außerdem lernen sie, dass wir offen über alles reden können und dass es immer jemanden gibt, an den sie sich bei Sorgen und Nöten, aber auch bei Fragen wenden können.
Unsere älteren Mitglieder und Leiter*innen werden ebenso gestärkt, bekommen aber zusätzliche Informationen und leicht verständliches Material, um sich mit den Themen auseinanderzusetzen und sie altersgemäß in Gruppenstunden behandeln zu können.
Unsere Vertrauenspersonen bekommen zum einen ein lebendiges Netzwerk, in dem sie sich austauschen und gegenseitig stärken können, zum anderen bilden wir sie regelmäßig weiter, so dass sie mit Anfragen und/oder Verdachtsfällen angemessen und ruhig umgehen können.
Alle Gruppenleiter*innen, die im VCP eine Gruppeleitungsausbildung gemacht haben, sind im Bereich Prävention geschult. Das gilt auch für Gruppenleitungen, die bei einem anderen Träger eine Ausbildung nach Juleica-Standard gemacht haben. Unter anderem deswegen ist es uns auch ein Anliegen, dass alle unsere Gruppenleitungen eine Juleica-Qualifikation haben. Zusätzlich bieten wir (aktuell und zukünftig) eigene Schulungsformate für verschiedene Zielgruppen an, in denen wir bestimmte Aspekte deutlicher beleuchten oder einfach vorhandenes Wissen auffrischen und offene Fragen klären.
Wir gehen je nach Alter unserer Gruppenmitglieder unterschiedlich auf das Thema ein. Bei den Kleineren liegt der Fokus darauf, sie in ihrem Selbstwert zu stärken, ihnen zu vermitteln, dass sie Grenzen setzen können, aber auch beachten müssen, dass jede* Rechte und Pflichten hat und dass sie immer mit jemandem reden können, wenn sie sich zum Beispiel in einer Situation unwohl fühlen oder Fragen haben. Mit steigendem Alter kommen neue Aspekte hinzu, wie zum Beispiel die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Diskussionen und altersgemäßen Rechten und Pflichten. Unsere Leiter*innen bekommen in Schulungen und durch den AK Resi eine Ausbildung zu unserem Schutzkonzept, weiterführende Informationen und auch Material für Gruppenstunden und Aktionen.
Nein. Die klassische sexuelle Aufklärung sehen wir als Aufgabe der Eltern an. Wir vermitteln den Kindern in erster Linie, dass sie gut sind wie sie sind, dass sie Grenzen setzen dürfen und die Grenzen anderer beachten sollen, dass ihr Körper ihnen gehört und dass es ok ist zu äußern, wenn man sich unwohl fühlt. Wenn ein Kind mit Fragen auf seine Gruppenleitung zukommt, entscheidet er*sie, ob er*sie diese Frage beantworten kann und will oder ob das in Zusammenarbeit mit den Eltern passieren soll.
In späteren Jahren, wenn die Pubertät da ist und sich viele Gespräche und Gedanken um das Thema Sexualität drehen, kann es dazu auch Sippenstunden geben. Wir empfehlen unseren Gruppenleitungen, sich dazu vorher mit den Eltern abzustimmen.
Das Wichtigste ist, dass ein Kind weiß, dass es so wie es ist, in Ordnung ist. Dass es selbst über den eignen Körper entscheiden kann und das Recht hat, Grenzen zu setzen. Und dass das auch für alle anderen gilt. Ebenfalls wichtig ist, dass die Kinder die zuständigen Vertrauenspersonen kennen. Welche Person für welche Region zuständig ist, kann auf dieser Seite nachgeschaut werden.
Hierfür haben wir eine bunte Karte entwickelt, die 2022 ihren Weg zu allen jungen Mitgliedern im VCP Bayern finden soll. Auf dieser Karte sind kindgerecht die Rechte und Pflichten jedes*r kleinen Pfadfinder*in erklärt. Ebenfalls kann auf dieser Karte die zuständige Vertrauensperson vermerkt werden.
Bei Interesse, kann die bunte Karte im Hu100 bestellt werden.
Fragen von Eltern sind uns ebenso willkommen, wie Fragen von Kindern und Jugendlichen. Denn wir verstehen uns als ihre Verbündeten, wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche so stark wie möglich zu machen und so gut wie möglich zu schützen.
Eltern können sich wenden an:
- Unsere Präventionsbeauftragte Lavinia Schörk lavinia.schoerk(at)vcp-bayern.de
- Unsere Landesvertrauenspersonen
- Die Vertrauenspersonen der Region, der ihr Kind angehört. Übersicht aller Vertrauenspersonen im VCP Bayern.
Achtsamkeit
Achtsamkeit ist ein großes und viel benutztes Wort. Für uns bedeutet es im Zusammenhang mit Prävention, dass wir alle sowohl auf uns selbst achten und darauf aufpassen, dass es uns gut geht – aber auch, dass wir bewusst und aufmerksam mit andren umgehen und darauf achten, dass es ihnen gut geht.
AK
Die Abkürzung AK steht für Arbeitskreis. Im VCP Bayern ist ein Arbeitskreis eine feste Form der Zusammenarbeit. In einem Arbeitskreis finden Menschen zusammen, die sich gut mit einem Thema auskennen und/oder großes Interesse daran haben. Ein Arbeitskreis kümmert sich dann um alles, was mit seinem Thema zu tun hat. Im Landesrat berichten AKs von ihrer Arbeit und bleiben mit den Regionen und Stämmen im Gespräch.
Diversity
Diversity bedeutet übersetzt "Vielfalt". Was damit gemeint ist, geht aber weiter. Wenn wir von Diversity sprechen, dann geht es um den bewussten Umgang mit Vielfalt in der Gesellschaft. Eines unserer Ziele im VCP Bayern ist Respekt und Toleranz. Dazu zählt auch, dass wir die Vielfalt in der Gesellschaft befürworten und einen aufgeklärten Umgang damit fördern.
Intervention
Unter Intervention versteht man alle Bemühungen und Schritte, die unternommen werden, um Vorfälle sexualisierter Gewalt zu beenden. Im VCP gibt es hierfür Krisenleitfäden und andere Hilfsmittel, die unsere Vertrauenspersonen dabei unterstützen.
Juleica
Juleica ist die Abkürzung für Jugendleiter*innen-Card. Diese Karte ist der bundesweit einheitliche Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in der Jugendarbeit. Sie dient zur Legitimation und als Qualifikationsnachweis der Inhaber*innen. Um eine Juleica beantragen zu können, müssen Jugendleiter*innen eine Ausbildung machen, die bestimmte Inhalte und Qualitätsstandards erfüllen muss. Unsere Jugendleiter*innen-Ausbildung LuF ist eine solche Ausbildung.
LuF
Luf ist die Abkürzung für „Leiten und Führen“ und der Name unserer Jugendleiter*innen-Ausbildung im VCP Bayern. LuF besteht aus 2 Wochen, in denen Jugendliche alles lernen, was sie benötigen, um eine Gruppe verantwortungsvoll leiten zu können.
Prävention
Unter Prävention versteht man Maßnahmen, die dazu dienen sexualisierte Gewalt zu verhindern. Das bedeutet zum einen, dass es Regeln, Konzepte und Informationen gibt, die dafür sorgen, dass erst gar nichts passiert. Zum anderen bedeutet es auch, dass man lernt, Situationen einzuschätzen und ggf. einzugreifen.
Resilienz
Resilienz ist kurz gesagt das Immunsystem der Seele. Man versteht unter Resilienz die Fähigkeit von Menschen, mit stressigen, unangenehmen oder schlimmen Situationen umgehen zu können. Wie gut man das kann hängt von vielen Dingen ab. Dazu zählen zum Beispiel das Bild, das man von sich selbst hat, ob man weiß, dass man etwas bewirken kann (Selbstwirksamkeit) oder Techniken, wie man Grenzen setzen und sich schützen kann.
Schutzkonzept
Schutzkonzepte werden von Organisation wie zum Beispiel dem VCP erstellt, um die Organisationen so sicher wie möglich zu machen. Dazu werden Risiken analysiert und strukturelle Veränderungen, Vereinbarungen und Absprachen konzeptionell festlegt sowie Haltung und Kultur einer Organisation in präventiver Hinsicht weiterentwickelt.
Sensibilisierung
Wenn wir von Sensibilisierung reden, geht es darum, bei allen (altersgemäß) ein Bewusstsein für das Thema Prävention zu schaffen. Es geht dabei zum einen darum, genauer darauf zu achten, wie wir miteinander umgehen, zum anderen auch darum, dass sich Leiter*innen ihrer Verantwortung bewusst sind.
Sexualisierte Gewalt
Die Begriffe sexualisierte Gewalt oder sexuelle Gewalt sind andere Begriffe für sexuellen Missbrauch. Grundsätzlich geht es bei all diesen Begriffen um sexuelle Übergriffe unterschiedlichster Abstufungen, wie zu Beispiel absichtliches Überschreiten von körperlichen oder sexuellen Grenzen (körperlich oder verbal). Im VCP Bayern verwenden wir meistens den Begriff „sexualisierte Gewalt“, weil dieser zum einen zeigt, dass diese Gewalt schon weit vor dem beginnt, was man landläufig unter Missbrauch versteht. Zum anderen macht der Begriff sexualisierte Gewalt deutlicher, dass in diesen Fällen Sexualität zur Gewaltausübung benutzt wird.
Vertrauenspersonen
Vertrauenspersonen im VCP Bayern sind Pfadfinder*innen, die sich mit den Themen Prävention, Intervention, unserem Schutzkonzept und Hilfestrukturen auskennen. Sie sind als Ansprechpartner*innen in Stamm, Region oder im Land bekannt, so dass sich jede*r, der*die eine Frage, ein Problem oder Gesprächsbedarf hat, an sie wenden kann.